Unglaublich aber wahr - noch ein 400pfünder im Juli !!!

Hier in den nächsten Tagen die Komplettstory....

06. Juli 2014. Irgendwie hat der Tag nicht gerade vielversprechend angefangen. Seit Tagen sind rekordverdächtige Temperaturen, das Meer liegt flach wie ein Spiegel, die Fische sind beißfaul und nicht mal die Möwen sind unterwegs. Hört sich blöd an, aber das Wetter kann auch zu gut sein! Wir fahren erst später raus, wir wollen in die Nacht fischen. Draußen auf der glatten See haben wir praktisch keine Drift und beschließen daher mit schweren Gummifischen zu schleppen. Zwei Stunden tuckern wir durch die Rinnen und es beißt überhaupt nichts. So ist das manchmal.

Am späten Nachmittag endlich eine Brise aus Nordost. Wir stellen um auf normales Driftfischen und versuchen erstmal auf den flachen Plateaus auch ein paar Ködefische zu kriegen. Auch Fehlanzeig! Esgeht so weiter wie es angefangen hat. Alles wie leer gefegt. Also mit Gummi auf Butt! Wir driften über wechselnde Tiefen zwischen 10 und 70 m und es scheinen grade mal ein paar Lumbs auf der Lauer zu liegen. Immer wieder attackieren sie die relativ leichten Jigeheads und zerren und zerbeißen die Wackelschwänze…. Irgendwann ist mir das zu viel, auch weil die Drift trotz der guten Brise recht langsam ist. Die Strömung hat nämlich zugenommen, steht aber gegen die Winddrift und hebt diese nahezu auf. Wir hängen auch einen fast kiloschweren Lumb mit hinunter aber auch auf den beißen nur die anderen Lumbs…. Nach drei Stunden ohne nennenswerten Buttkontakt schlage ich vor, zum Feierabend ein paar Rotbarsche zu zocken. Der nächste Barschplatz ist von unserer Position kaum 15 min Fahrweg entfernt. Die Jungs auf dem Boot stimmen zu, die Mannschaft vom anderen Boot will es noch weiter auf Flachwasserbutt probieren. 

Wir sprechen uns kurz mit dem anderen Boot ab.

Wir hängen schon mal unsere Montagen um und fahren auf Tiefe. Noch in Sichtweite vom anderen Boot stoppen wir bei ca. 150 m und lassen die 500er Pilker ins Wasser klatschen. Eine halbe Minute später sind vier von vier Ruten krumm. Das sieht aber nicht unbedingt nach Rotbarsch aus! Die Stöße in den Ruten sind einfach zu heftig. Nach einigem Pumpen zeigen sich die „Angreifer“, es sind gut abgewachsene Dorsche, die sich wohl bei dem warmen Wetter ins Tiefe verzogen haben. 6 oder 7 Stück auf einen Schlag. Das ist zwar nett aber eben kein Zielfisch! Wir lassen die Montagen gleich oben und versetzen ein bißchen. Ich hoffe, die Rotbarsche etwas tiefer an der Kante zu finden Nach kaum 300 m Fahrt und 170 m Tiefe zeigt sich ein vielversprechendes Echo und wir stoppen. Kaum sind die Pilker wieder in Grundnähe kommen auch die ersten Bisse. Diesmal zeigt das charakteristische Zappeln an, dass wir auch die Rotbarsche erwischt haben. Langsam drehe ich hoch, vielleicht kommt ja noch ein zweiter….

Das Echo sieht gut aus.

Hänger!! – Im Mittelwasser?!?!? Ich bin grade am Hochdrehen als das Telefon klingelt. Unser Partnerboot mit „Skipper Steffen“ liegt vermeldet Buttkontakt.  Leider muss ich das Gespräch abbrechen, denn der Druck auf meine Rute wird stärker. Fast automatisch setze ich einen Anhieb, aber die Rutenspitze blieb an dem Punkt stehen, wo sie war, obwohl ich beidhändig und mit voller Kraft reinschlage. Das konnte nur ein Butt sein!! Aber wie mag der hängen?! Ich habe zwei große Makks mit Zusatzhaken und den Pilker am 90er Vorfach und bin mit der Montage so geschätzte 20 m über Grund. Hat er sich den langsam nach oben schleudernden Pilker gegriffen oder den Rotbarsch – wenn es denn einer ist…

Gaaanz langsam setze ich den Fisch nach oben in Bewegung, der das auch mit sich machen lässt. Ich schätze ihn in der Kategorie 50 bis 100 kg, denn er lässt sich vergleichsweise leicht auf ca. 80 Tiefe befördern. Dann kommt die Buttwippe – einmal, zweimal und noch ein drittes Mal. Ganz offensichtlich ist dem Fisch erst jetzt auch klar geworden, dass der letzte Happen untypisch ist. Er zieht ab! Und das richtig! Unaufhaltsam geht es runter bis zum Grund. Ein Drill über tiefem Wasser hat Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, wenn der Fisch eine seitliche Streckenflucht macht, dann muss er 20 m schwimmen und nimmt dabei aber nur runde 10 Meter Schnur. Sämtliche Bewegungen kommen gedämpft oben an, aufgrund Schnurwiderstand im Wasser. Das nimmt die gefährlichen Impulse aus dem Drill. Ein weiterer Vorteil ist es, dass der Schnurwinkel nie so flach wird, dass die Schnur an den Unterwasserbergen durchscheuern kann. 

Von fast 180m Tiefe auf 100m dauert 15 min pumpen mit voller Power!

Der Nachteil ist, man muss den Fisch aus der Tiefe hochpumpen und das ist langwierig und kräftezehrend. Wer das mal eine Stunde am Stück gemacht hat, der weiß wovon ich rede. Jedenfalls tat mir nach der zweiten Flucht zum Grund der Rücken weh.

 In Driftrichtung wurde es nicht etwa flacher, sondern es ging auf über 200 m runter und ich wusste, wenn wir bis dahin kommen dann geht er auch wieder bis ganz nach unten. Mittlerweile wurde der Drill sogar schwerer als leichter und ich musste meine Schätzung nach oben korrigieren. Bloss gut, dass wir nur wenig Winddrift hatten, dann wäre es noch problematischer zudem konnten wir den Fisch meist auf dem Echolot sehen und wussten daher, wie tief er grade war. Dennoch musste ich was unternehmen! Glücklicherweise war östlich ein Flachwasserbereich, den wir ansteuern konnten. 

In 30m-Schritten und Standgas schleppten wir den Butt also über flacheres Wasser. 

Zwischendurch kamen immer wieder die Wippen mit anschließender Flucht, aber ich konnte dann aufatmen, als wir bloss noch 80 m unter dem Kiel hatten. 

Groß ist er, aber wie groß?!

Nach fast 2 Stunden hatten wir dann endlich den ersten Sichtkontakt und ich konnte es kaum glauben, dass es schon wieder ein absoluter Ausnahmefisch war. 

Der Gigant sitzt am unteren Beifänger (Makk) mit Zusatzhaken.

Mein spontaner Gedanke war: „Den lassen wir wieder frei!“ Allerdings saß der Haken tief im Schlund, wie wir auf die Schnelle erkenne konnten!  Damit war nun natürlich auch klar, worauf der Gigant gebissen hatte. Ob es nun allerdings ein Rotbarsch war oder ein Dorsch wird im Dunkeln bleiben, denn der Köderfisch war weg. Vor der endgültigen Entscheidung, was wir nun mit dem Riesen tun sollten, mußten wir ihn aber noch anleinen, denn ausgepowert war der noch lange nicht. 

Die abgebrochene Angel dient als griffige Verlängerung beim Anleinen.

Der Thunhaken mit Feststoffboje lag schon griffbereit und ich übergab die Angel und setzte den „Festmacher“ im Maulwinkel. 

Er prescht wieder los!

Gerade rechtzeitig! Denn sofort zog der Butt wieder ab! Unaufhaltsam und sogar schneller als bei den vorherigen Fluchten jagte der Riese in die Tiefe. Und das mit der Boje im Schlepptau und gegen die immer noch fest eingestellte Bremse. 

Einen fahrenden Golf anzuhalten erschien da einfacher. Ich war mir aber sicher, dass sowohl der Festmacherhaken als auch der Köder gut genug saßen. Wir würden ihn schon bald wieder oben sehen. Nach rund 20 Sekunden endete der Spurt aber der Fisch verharrte unbeweglich in der Tiefe. 

Doch dann erschien der dicke Balken wieder auf dem Echolot. Bei immer noch 60 m Tiefe stand der Koloß und begann sich langsam wieder nach oben zu bewegen. Das war der Sieg!!! Bis dahin hätte viel schiefgehen können, aber nun hatte der Riese seine Reserven erschöpft. Ich übrigens auch, denn fast 2 Stunden Tauziehen ohne Pause hört sich in Worten deutlich einfacher an, als es in der Realität nachher ist. Das sollte mal keiner unterschätzen. 

Der Megabutt ist oben!