Heiko und der Skreigigant von 2022
Natürlich muss man schon ein kleines bißchen verrückt sein, im März oder April nach Nordnorwegen zu fliegen, sich den drohenden Schneefällen zu stellen und den Temperaturen, die oft um Null Grad sind. Von Windkapriolen ganz zu schweigen. Dennoch gibt es diese Verrückten! Und einer dieser Verrückten ist Heiko Stöhr. Schon seit vielen Jahren zieht es ihn in den hohen Norden, genau wenn der Atlantische Großdorsch aus den Weiten der Barentssee zum Laichen an die Küsten Nordnorwegen zieht. Jetzt wird der eine oder andere einwerfen, Laichfische jagt man nicht. Das ist aber zu pauschal und man muss das immer im Gesamtbild betrachten. Erstens ist vor dem Laichen auch nach dem Laichen. Wenn aber der Bestand gleich bleibt, dann ist die Welt in Ordnung. Der Gesamtbestand an nordatalantischem Wanderdorsch (kurz Skrei) ist auch im Wesentlichen konstant. Ja der Bestand ist 2021 sogar der höchste seit mehr als 70 Jahren gewesen. Auch wenn der Beweis unter Umständen schwerfallen dürfte, definitiv gab es einen Bestandszuwachs über die Jahre und das trotz ausgiebiger Befischung. Das liegt natürlich an vielen Faktoren, aber ein Hauptfaktor ist zweifelsohne die Entnahmequote, die also vernünftig angesetzt sein dürfte, sonst gäbe es einen Bestandsrückgang.
Das ist jedenfalls die Lage und dazu kommt, dass der Skrei vor dem Laichen deutlich hochwertiger ist, als nach dem Laichgeschäft. Deshalb werden sie von den norwegischen Fischern danach gar nicht mehr gefangen. Das Laichgeschäft ist Stress und deshalb sind die Fische nicht mehr so gut.
Lange Rede, kurzer Sinn, bevor sie Skreiangelei verteufelt wird, sollte der Kontext gesehen werden. Die Topchance einen gewaltigen Dorsch zu fangen, der außerdem auch noch höchsten kulinarischen Ansprüchen genügt, der muss nun einmal im April nach Nordnorwegen. Das ist Fakt.
Heiko vor 10 Jahren - da ging schon was!!
Mit sicheren Booten
Da geht es hin!
Und genau das macht Heiko Stöhr seit vielen Jahren, unterbrochen nur durch Corona 2020 und 2021. 2022 war es wieder so weit, doch machte der allgegenwärtige Wettergott erstmal nicht mit. Der Skrei kommt nämlich nie sehr dicht an die Küste, er benötigt für die Nachkommen eine Mindesttemperatur und auch Strömung. Beides bringt der Golfstrom, dessen Auswirkungen weiter draußen aber deutlicher sind. Während im Innenbereich der Insel immer noch Wassertemperaturen bei ca. 3 Grad vorherrschen, ist weiter draußen das Wasser schon 5 Grad warm. Da will der Skrei!! Hört sich nicht viel an, ist es aber!
Bei jedem Wetter geht es nun mal nicht, obwohl unsere Boote seetüchtig sind, aber bei meterhohen Wellen und immenser Drift geht es einfach nicht weit raus!! Da bleibt erstmal nur der geschützte Nahbereich. Aber der Tag kommt immer und der Tag kam auch für Heiko, Holger und Sebastian.
Ca. 45 Fahrzeit und sie erreichen die Lieblingstiefen der Wanderdorsche bei 70 bis 140 m. Nicht jeder Skrei kommt mit 20 kg auf die Welt und deshalb ist natürlich die große Menge der Fische so etwa zwischen 4 und 7 kg. Dazwischen immer mal größere Fische. Erstaunlich ist, dass diese überdurchschnittlichen Fische fast nie alleine sind. Und so sollte auch die Stunde der Wahrheit kommen und gleich zwei Angler auf dem Boot kriegen nacheinander Kontakt mit einem richtigen Brummer.
Die Bisse kommen weit über Grund, bei einer Gesamttiefe von ca. 100 beißen die „Dicken“ im Freiwasser bei rund 70 m. Sebastian verliert den großen Fisch nach 2 Fluchten, dann steigt auf den pinken Gummifisch in 23 cm bei Heiko der Fisch des Tages ein, der später auch Fisch des Jahres wird. Am relativ ruhig geführten Köder kommt der Biss wie ein Hänger! Da auch vereinzelt Heilbutt unterwegs in dem Gebiet, kommt schon der Verdacht auf „eine Platte“ auf, aber die Fluchten sind eher stetig. Kraftvoll, aber wie in Zeitlupe. Das muss ein ganz dicker Skrei sein!! Und wirklich!! 34 kg Fanggewicht sind auch für die gewaltigen arktische Skrei etwas Besonderes! Gratulation